Am Fuß des Lang Biang Berges im südvietnamesischen Hochland leben in kleinen Dörfern die Vertreter*innen der ethnischen Gruppe der K’Ho. Sie bezeichnen sich selbst nicht als Vietnames*innen, sondern sehen sich als eigenes Volk mit eigener Sprache und Kultur. Traditionell leben sie vom Handwerk und der Landwirtschaft in den Berglandschaften der Provinz Lam Dong. Lim ist eine Vertreterin der K’Ho. Ihre Familie besitzt Land, auf dem sie seit Generationen Arabica Kaffee anbaut.
Der slowakische Ehemann Lims, Marian, hat seine Leidenschaft für das Prozessieren von Kaffee erst hier entdeckt. Durch die ausgeklügelten Aufbereitungsmethoden konnte die Lebenssituation der Familie bereits verbessert werden. Traditionell ernten die Farmer*innen Kaffeekirschen und verkaufen sie gegen niedrige Gewinne an die lokalen Händler. Nach der Kaffeeernte müssen sie dann wieder saisonalen Gelegenheitsjobs nachgehen, die nur wenig Geld einbringen. Heute kann die Familie dank der Spezialitätenkaffees auch ganzjährig vom Kaffeeanbau leben und dient den Nachbar*innen als gutes Beispiel für eine positive Perspektive im regionalen Kaffeeanbau.
Die Geschichte des Kaffees in Vietnam reicht ins 19. Jahrhundert zurück. Während ihrer Kolonialherrschaft brachten die Franzos*innen 1857 verschiedene Kaffee Varietäten mit, um sie in den Berglandschaften Vietnams zu kultivieren. Heute ist Vietnam hauptsächlich für Canephora Robusta bekannt, der 90-95% des angebauten Volumens ausmacht . Lediglich in der Provinz Lam Dong, am Berg Lang Biang, konnten die Arabica Varietäten der Franzos*innen bestehen.
Die hohe Lage, vulkanischer Boden und besondere klimatische Bedingungen begünstigen hier seit jeher den Anbau von Hochlandkaffee. Neben hybriden Catimor Varietäten findet man auch Caturra, Bourbon und Tipica. Im Laufe der Zeit haben sich die verschiedenen Varietäten zum Teil genetisch gekreuzt. Die Kaffees der Region sind rar und stoßen auf hohe Nachfrage – lokal, regional, national und international.
Langbiang befindet sich nicht weit entfernt des beliebten Touristenstädtchens Đà Lạt, das von den Franzosen auch als „Petite Paris“ bezeichnet wurde. Die angenehm kühle Bergluft steht im Kontrast zur sengenden Hitze im Tiefland, weshalb die einstigen Besatzer*innen hier am liebsten ihre Urlaubszeit verbrachten. Die Spuren des Kolonialismus sind bis heute deutlich sichtbar.
Nicht nur die alten, prunkvollen Villen und Verwaltungsgebäude, auch die weitverbreiteten Pinienwälder und hügeligen Kaffeefarmen sind Überbleibsel der einstigen Kolonialherrschaft. Heute lockt die Region jedes Jahr Millionen von Tourist*innen an. Und das frische Klima ist nicht nur für den Tourismus attraktiv: Investor*innen kaufen großflächig Ländereien, um Blumen und Gemüse anzubauen. Zwischen die malerisch gelegenen Kaffeefarmen der Provinz drängen sich so immer mehr hell schimmernde Gewächshäuser.
Hotels und Resorts schießen aus dem Boden und nähern sich Jahr für Jahr dem Dorf Lang Biang. Viele der Farmer*innen können es sich nicht mehr leisten auf dem Grund zu leben, der ihren Familien einst ein Zuhause bot und die Biodiversität, von der ihre Vorfahren für Generationen gelebt hatten, ist vielerorts verloren.
Lim und ihre Familie haben ihr Land nicht verkauft. Sie glauben fest daran, dass Boden, Vegetation und Klima des Lang Biang Berges für die Komplexität und Süße ihres Arabicakaffees verantwortlich sind. Auch heute noch leben sie in den traditionell türkis gestrichenen Holzhütten der K’Ho, die einst das Bild der ganzen Gegend geprägt haben. Andere Dorfbewohner*innen gehen diesen Weg mit. Gemeinsam sind sie eine wegweisende Generation, die das Schicksal ihres Stammes, ihrer Kultur, ihrer Lebensweise und ihres Kaffees in der Hand haben.
Die K’Ho tragen die Anstrengungen im Spezialitätenkaffee größtenteils allein, denn sie stellen den Großteil der Farmer*innen in der Region. In den 90er Jahren wurden Pestizide und Dünger staatlich subventioniert, als Maßnahme, um die Armut in der Region zu bekämpfen. Dies hatte allerdings zur Folge, dass die Böden und Pflanzen mit der Zeit zunehmend unfruchtbarer wurden.
Die K’Ho verstehen es, die Böden auch ohne Chemikalien aufzubereiten und sind weitestgehend zu ihren traditionellen Methoden zurückgekehrt. Dazu gehört auch das Pflanzen von Schattenbäumen, die die Böden Nährstoffe zuführen und einheimischen Tieren ein Zuhause bieten. Einige der Bemühungen werden mittlerweile bereits staatlich gefördert: Ein nahegelegenes Tal, in dem sich auch einige der Zanya Farmen befinden, wurde laut Marian & Lim als gewächshausfreie Zone erklärt, was ein starkes Zeichen für die Zukunft des Kaffeeanbaus in der Region setzt.
Wir möchten den K’Ho und den anderen Menschen der Region helfen, ihre einzigartige Kultur zu erhalten und die Produktion ihrer einzigartigen Kaffees nachhaltig gestalten zu können. Dazu gehört es, Strukturen zu schaffen, die ihnen dabei helfen, ihr Land halten zu können und Prozesse zu fördern, die die Biodiversität auf den Fincas wiederherstellen.