How to … send a container from Peru to Germany in 2022

Nach langem Warten konnten wir am vergangenen Montag eine Ladung mit frischen peruanischen Kaffees in unserem Lager empfangen. Endlich. Im Container haben sich 12 Tonnen Microlots den Platz mit 7 Tonnen Kooperativenlots geteilt. Nachdem wir hier schon ausführlicher über die Lots im Container berichtet haben, soll dieser Beitrag etwas mehr Transparenz über die aktuellen Schwierigkeiten in der globalen Logistik bringen.

Eigentlich sollte unser Container schon im Dezember verschifft werden. Wie konnte es passieren, dass er erst Ende März, rund vier Monate später bei uns eintraf?

Durch die Pandemie wurde die globale Logistikindustrie ordentlich auf den Kopf gestellt. Die Verringerung von Kapazitäten bei den Reedereien entsprachen nicht der Realität einer Welt in Quarantäne. Viele Menschen bestellten von zu Haus aus bequem Konsumgüter, statt sich wie gewöhnt die Belohnung für die harte Arbeit bei einer Reise zu gönnen. Gleichzeitig sind mehr und mehr Beschränkungen aus dem Handelskrieg zwischen China und den USA in Kraft getreten. Gebündelt hat das dazu geführt, dass in den USA zu viele Containerschiffe aufliefen, und im asiatischen Raum Schiffe fehlten. Überall auf der Welt fehlten leere Container als Behälter für den Seeverkehr, während sich vor den US-amerikanischen Häfen Containerschiffe stapelten. Diese Krisensituation hält bis heute an.

In Peru verschiffen wir normalerweise von Paita aus, einem Hafen im Norden Perus. Hier werden gewöhnlich die vielen landwirtschaftlichen Produkte Nordperus verschifft, Kaffee, Kakao, Mangos, Avocados, aber auch Erdöl und Erze. Seit 2021 gibt es hier gar keine Container mehr. Kaffee musste erst im, dann auch außerhalb des Hafenareals gelagert werden. Es kam zu Diebstählen und Überfällen. Die Situation spitzte sich zu. Wir mussten zügig umdisponieren.

Dank guter Freund*innen konnten wir in Lima einen Ladeagenten finden, der uns einen Containerplatz auftrieb. Dafür musste der Container mit Kaffee nach Lima gefahren werden. Auf der gewöhnlichen Reise von Moyobamba nach Paita – die Lukas auch schonmal mit dem Lkw mitgefahren ist – führen kurvige Straßen einmal vom Dschungel hoch in die Anden und dann auf der Küstenseite wieder herab. Es ist die berüchtigte „Carretera Fernando Belaunde Terry“. Immer wieder gibt es auf den Serpentinen Abstürze, Unfälle, Steinschlag und Landrutsch. Jetzt kam es noch dicker, und der Kaffee musste die „Carretera Fernando Belaunde Terry“ in die südliche Richtung zunächst mehrere hundert Kilometer durch den Regenwald fahren, bevor er die Anden Richtung Lima überqueren konnte. Bei der Lkw-Fahrt im Januar ist dann im Regenwald eine Brücke beschädigt worden. Der Lkw mit cumpa-Kaffee stand zwei Nächte rum und musste auf die Reparatur warten, wir haben ein Schiff verpasst und mussten eine Woche später von Lima verschiffen.

Die Schifffahrt verlief zunächst gut. Das Meer war ruhig und wir sind hoffnungsvoll dem Tracking gefolgt. Dann marschierte Putins Armee in die Ukraine ein, die NATO Staaten belegten Russland mit umfangreichen Sanktionen. Neben Tod unsäglichem menschlichen Leid hatte das auch Auswirkungen auf die globale Logistik. Die Häfen Europas haben schon in den zwei Jahren Pandemie geächzt, jetzt brach noch mehr Chaos aus. Nägel kauend mussten wir im Tracking zusehen, wie das Schiff mit unserem Kaffee über eine Woche vor Rotterdam ankerte. Schiffe mit Waren aus Russland, für Russland oder Schiffe unter russischer Flagge standen nun geisterhaft überall rum. So auch in Hamburg. Ende Februar kam unser Kaffee dann aber endlich im Hamburger Hafen an.

Wir hatten schon ein Ankunftsdatum für Mitte März, dann kam der nächste Dämpfer. Wieder war unser Container für eine Drogenkontrolle ausgewählt worden, die per Röntgen vorgenommen wird. Diesen Spaß bezahlt übrigens stehts das Importunternehmen. Von der Drogenkontrolle ging es zum Zugbahnhof, von dort nach Stuttgart und dann mit dem Lkw zu uns ins Lager nach Herrenberg. Nach über vier Monaten Reise war Ende März der Container endlich da. Zwei Monate später als geplant und viermal so teuer wie noch 2020.

Die Freude und Erleichterung ist trotzdem riesig. Besonders toll war, dass Jimmy aus Peru den Container mit entladen konnte. Er hatte Ende 2021 die Produktion und den Export der Kaffees in Peru koordiniert, jetzt sah er auch die Ankunft an der Laderampe. Was für eine Reise!

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