Die große, wilde Königin

Die Pompona-Vanille ist nicht nur für uns ein neuartiges Produkt. Auf dem Weltmarkt für Vanille dominiert die Vanilla Planifolia, ihre Hauptproduktion liegt auf den Inseln im Indischen Ozean. Ursprünglich kommen die über 100 Arten der Gattung der Vanilleorchideen (Vanilla), einer Unterfamilie der Orchideen, aber aus den Regenwäldern Lateinamerikas. (1) Im dichten Amazonasregenwald gibt es auch heute noch wilde Arten. Eine davon ist die Vanilla Pompona Grandiflora.

Wie schon ihr Name sagt, hat sie besonders pompöse große Blüten, und auch ihre Früchte sind deutlich größer als die anderer Vanillearten. In ihrer Kultivierung gibt es leider noch kaum Erfahrung. Wenige Farmer*innen Perus haben mehr zum Jux einige wenige Pflanzen auf ihren Fincas. Nur eine handvoll Farmer*innen betreiben professionelle Kultivierung – in ganz Peru. In der freien Wildbahn zeigt die Vanille ihre einzigartige Fortpflanzungsstrategie. Ihre Blüten haben in der Wildnis eine sehr niedrige Pollinisierungsrate von rund 1%, aber eine Frucht kann rund eine Million Samen produzieren. (2)  Nach der Bestäubung reift die Schote heran und öffnet sich langsam. Jetzt wird der betörende Geruch verbreitet. Nach und nach fallen die Samen aus der Frucht herunter und werden weggetragen. Nur ein winziger Bruchteil von ihnen wird keimen und zu Pflanzen heranwachsen. Allein die schiere Masse an Samen sichert das Fortbestehen der Vanillepflanze.

Wir haben 2017 und 2018 von den wilden Vorkommen der Vainilla Pompona Grandiflora im Dschungel bei Moyobamba gehört. In dieser Zeit, noch vor cumpa, untersuchte Lukas im Rahmen seines studentischen Praxissemesters die Wirkung von wilden Bienenvorkommen auf die Kaffeeproduktion. (3) Dafür war er in Kontakt mit Arturo, einem studierten Experten für Umweltressourcen, die Zucht von wilden Bienen (Meliponicultura) und Landwirtschaft. Neben dem umfangreichen Wissen über Bienen faszinierte uns vor allem Arturos Idee von der Kultivierung wilder Vanilleorchideen. Arturo besitzt ein kleines Stück Land an der Grenze zum sumpfigen Regenwald-Schutzgebiet Tingana nahe Moyobamba, das er gemeinsam mit dem dort lebenden Don Santos bewirtschaftet. Während des studentischen Praxissemesters von Lukas 2017/2018 arbeiteten wir hier einige Male mit. Bei einer Gelegenheit pflanzten wir mit Arturo Drachenfrucht (Pitahaya). Über die Nacht blieben wir in der Hütte im Dschungel. Abends kamen noch Gruppen verschiedener Affenarten auf der Suche nach Nahrung und wurden bei den Bananen nahe der Hütte fündig. Am Morgen stiefelten wir dann zusammen mit Don Santos los, auf der Suche nach der Königin der Gewürze.

Wir wateten ungefähr eine Stunde durch den Regenwald. Mücken, Wespen, Bienen, Bremsen und Stechfliegen gibt es hier im Überflutungsgebiet in Fülle, wir schmeckten ihnen ganz ausgezeichnet. Schließlich betraten wir eine Lichtung, auf der wir die Vanilleorchidee fanden. Die Orchidee klettert aus dem Wasser an toten Bäumen hoch, bis auf mehrere Meter, auf der Suche nach der vollen Sonne. Wir fanden ungefähr 6 Pflanzen. Neben den fleischigen Blättern entdeckten wir verschieden ausgereifte Früchte und Blüten. Was für ein Moment! Wie man das im Regenwald so macht, tranken wir einen Schluck Wasser aus unserer Flasche und schnitten dann mit der Machete zunächst „Sogas“ (Seile) aus alten Baumrinden, für den Transport der Pflanzen. Don Santos kletterte den toten Baum neben der Vanille hoch und begann, die Pflanze alle 50cm mit der Machete zu zerteilen. Zurück am Boden, genauer gesagt im Wasser, verschnürten wir die Klone mit den Sogas und trugen sie auf unseren Rücken durch den Wald zurück zur Hütte. Nach einer Verschnaufpause pflanzten wir zusammen die Vanillepflanzen in einem feuchten Abschnitt der Finca. Don Santos und Arturo würden sich fortan darum kümmern, dass es der wilden Königin auch in den domestizierten Verhältnissen wohl ergeht. Mit der richtigen Pflege und etwas Glück waren die Aussichten gut, in ein paar Jahren Vanillefrüchte ernten zu können.

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Quellen:

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