Behind the Beans: Ngoc Anh Dao Ph.D., Gründerin von Detech Coffee / Präsidentin der IWCA Vietnam

Behind The Beans

Über „Behind the Beans“

Seit der Gründung von cumpa haben wir schon viele spannende Persönlichkeiten aus der Kaffeewelt kennen gelernt und Freundschaften geschlossen. Bei „Behind the Beans“ wollen wir euch diese vorstellen und gemeinsam einen Blick hinter die Kulissen werfen. Für unsere neueste Ausgabe haben wir Ngoc Anh Dao, Gründerin von Detech Coffee und Präsidentin der IWCA Vietnam interviewt. Ngoc Anh ist eine umtriebige Enterpreneurin mit klaren Visionen. Seit 2022 zählen wir sie zu unseren engen Partner*innen und blicken mit Vorfreude in eine gemeinsame Zukunft.

Behind the Beans: Ngoc Anh Dao Ph.D., Gründerin von Detech Coffee / Präsidentin der IWCA Vietnam

Was ist dein Verhältnis zu cumpa?

Paul nahm im Februar 2022 nach einer Bekanntmachung durch Will Frith von Building Coffee Kontakt zu mir auf. Er wollte mehr über die Initiativen von Detech Coffee und der International Women’s Coffee Alliance, in Vietnam, erfahren. Unsere Verbindung festigte sich, als wir 2022 gemeinsam einen Stand auf der World of Coffee in Mailand teilten. Dadurch wuchs unser gegenseitiger Respekt und wir erkannten unsere gemeinsame Vision für soziale Auswirkungen im Ursprung und Nachhaltigkeit in der gesamten Kaffee-Lieferkette. Der Kauf unseres Arabica aus Son La durch cumpa im April war ein Beweis für das Vertrauen, das sie in uns setzen.

Warum hat es dich in die Kaffeeindustrie verschlagen?

Mein Vater und ich haben 2012 ein Café in Hanoi eröffnet, mit der Vision, die europäische Kaffeeästhetik mit der reichen vietnamesischen Kaffeekultur zu verbinden. Anfangs importierten wir internationale Arabicas und Robustas aus Hamburg, Deutschland. Doch schon bald erkannte ich das Potenzial, das in der Erschließung der vietnamesischen Kaffeeproduktion lag. Die Herausforderungen, mit denen wir aufgrund unserer bescheidenen Auftragsgrößen bei den lokalen Kaffeeproduzenten konfrontiert waren, inspirierten uns dazu, unsere eigenen Arabica-Spezialitäten zu produzieren. Wir haben unsere Trockenmühle 2018 in Betrieb genommen, gefolgt von einer Nassmühle im Jahr 2019. Zum Zeitpunkt der Covid-Pandemie hatte sich unser Wachstum verdreifacht.

Was gefällt dir an der Spezialitätenkaffeebranche?

Kaffeespezialitäten haben das Bild der Kaffeewelt neu geprägt. Früher beschränkten sich die Diskussionen auf Herkunft, Profil oder Preis. Jetzt geht es auch um Geschichten, Menschen und Leidenschaft. Der Schwerpunkt verlagert sich auf das „Wer“, „Wie“ und „Warum“ hinter jeder Tasse. Im Mittelpunkt stehen jetzt die Landwirte und Kaffeeproduzent*innen; die Art und Weise, wie sie sich um die Kaffeefarmen kümmern, und die Methoden, die sie bei der Produktion anwenden, ziehen oft die Aufmerksamkeit auf sich. Auch die Frage, warum sie den Kaffeeanbau anderen landwirtschaftlichen Unternehmungen vorziehen, kann sehr interessant sein. Diese Tiefe bereichert die Branche und verleiht jeder Kaffeebohne eine Seele.

Was willst du mit Kaffee erreichen?

Ich stelle mir eine Welt vor, in der vietnamesischer Kaffee nicht nur eine Mischungskomponente-, sondern ein anerkannter und gefeierter Name auf dem internationalen Markt ist. Bei Detech Coffee wollen wir die derzeitigen Anbaupraktiken auf unseren Farmen und innerhalb unseres Netzwerks überarbeiten, um nachhaltiger, klimaresistenter, emanzipierter und inklusiver zu werden.

Was bedeutet (Spezialitäten-) Kaffee für dich?

Spezialitäten Kaffee ist für mich eine sich ständig weiterentwickelnde Reise des Lernens, der Vernetzung und des persönlichen Wachstums. Obwohl ich seit einem Jahrzehnt Cafés betreibe und seit fünf Jahren in der Arabica-Produktion tätig bin, bietet jeder Tag neue Erkenntnisse. Während Kaffee meine Neugierde anregt, ist die geschäftliche Seite nicht ohne ihre Herausforderungen. Es steht viel auf dem Spiel, und sich in der Kaffeewelt zurechtzufinden ist ein komplexes Unterfangen.

Was ist das Verrückteste, das dir im Kaffeekontext je passiert ist? 

Die Verkostung der Bohnen der klimaresistenten F1-Hybrid-Sorten von unserer Farm in Son La im Jahr 2022 war eine Offenbarung. Bei den Sorten handelt es sich um Centroamericano (auch bekannt als H1) und Starmaya. Diese Verkostung hat mir eine glänzende Zukunft für Arabica Son La vor Augen geführt.

Mit welchem Kaffeevorurteil möchtest du aufräumen?

Der Irrglaube, Vietnam könne keinen außergewöhnlichen Kaffee produzieren, muss ausgeräumt werden. Die Seltenheit vietnamesischer Kaffeespezialitäten auf dem Markt liegt nicht an der Qualität, sondern daran, dass die Röster zögern, sie zu vermarkten. Der vietnamesische Spezialitätenkaffeesektor ist jedoch robust und floriert weiter.

Auf welches Kaffee-Highlight freust du dich aktuell am meisten?

Wir bei Detech Coffee arbeiten leidenschaftlich an der Ausweitung der Kaffee-Agroforstwirtschaft und verwandeln den Kaffeeanbau in ein kohlenstoffabsorbierendes Unternehmen. Wir sind sehr daran interessiert, freiwillige Kohlenstoffmärkte anzuzapfen, um die Kohlenstoffabbaueinheiten zu vermarkten. Dank der Unterstützung von ECOM SMS haben wir auf einer 17 ha großen Farm in Thuan Chau erfolgreich F1-Hybridsorten zusammen mit Macadamia und Leucaenas gepflanzt. Auch wenn dies ein bescheidener Anfang zu sein scheint, haben wir große Ziele. Unsere Vision ist es, dieses Modell auf ein viel größeres Gebiet auszuweiten. Außerdem bereiten wir uns darauf vor, die Bio-Zertifizierung ausgewählter Farmen zu erlangen und streben schließlich eine Zertifizierung aller unserer Farmen an.

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