Behind the Beans: Lukas Harbig, Mitgründer von cumpa

Über „Behind the Beans“

Seit der Gründung von cumpa  haben wir schon viele spannende Persönlichkeiten aus der Kaffeewelt kennen gelernt und Freundschaften geschlossen. Bei „Behind the Beans“ wollen wir euch diese vorstellen und gemeinsam einen Blick hinter die Kulissen werfen. Zum Start dieser neuen Serie beginnen wir jedoch bei uns selbst und unserem Mitgründer Lukas. Wenn du cumpa kennst, dann kennst du auch Lukas. Seine Leidenschaft für Kaffee reicht schon lange zurück. 2018 machte er sie gemeinsam mit Daniel schließlich zu seinem Beruf.

Behind the Beans: mit Lukas Harbig, Mitgründer von cumpa 

Was ist dein Verhältnis zu cumpa?

Ich habe cumpa gemeinsam mit meinem Kumpel Daniel gegründet. Der Traum, dass die Arbeit im Rohkaffeeimport genau mein Ding sein könnte, kam mir nach einer längeren Reise in und um Peru. Aus dem peruanischen Dschungel kommt auch das Wort cumpa. Für mich ist cumpa ein über die Jahre wahr gewordener Traum.

Warum hat es dich in die Kaffeeindustrie verschlagen?

Mein Weg in die Kaffeeindustrie beginnt 2014 im peruanischen Urwald. Nach einer abgeschlossenen Ausbildung zum Bankkaufmann und einem Jahr Rucksackreise musste ich mir etwas Neues für mein Leben einfallen lassen. Und in die Bank wollte ich nicht zurück. Ich hatte mittlerweile Freund*innen in der Kaffeeindustrie in Moyobamba. Mein Studium von International Management stellte für mich die perfekte Balance von „das Alte weiterverwenden“ und „auf Neues hinarbeiten“ dar. Wo es nur irgendwie ging, habe ich mich im Studium mit Kaffee befasst, Studienabschnitte in Peru und Kolumbien verbracht, nebenher bei Good Karma Coffee in der Rösterei gearbeitet. Ich liebe die Kaffeeindustrie, weil ich hier Völkerverständigung aktiv voranbringe. Ich übe einen positiven Einfluss auf globales Geschehen aus.

Was gefällt dir an der Spezialitätenkaffee-Branche?

Sie ist sehr progressiv und viel reflektierter als andere Branchen. Trotz der schattigen Kolonialvergangenheit, oder vielleicht gerade deswegen, ist man hier an echter Entwicklung interessiert. Menschen zeigen Empathie und ich finde nur wenige geldgeile Finanzhaie. Allgemein sind die Akteur*innen jung und ähnlich von linksgrünen Ideen versifft wie ich.

Was willst du mit Kaffee erreichen?

Ich will durch Kaffee mein Leben mit einer aufregenden, sinnvollen Zeit füllen. Ich finde Sinn darin, für Menschen eine Bedeutung zu haben, diesseits und jenseits des Ozeans. Diese beiden Gruppen haben oft keine Ahnung, wie es der jeweils anderen Gruppe geht. Es ist ein Privileg, durch Kaffee die Verbindung zueinander und das Verständnis füreinander zu ermöglichen.

Was bedeutet (Spezialitäten-) Kaffee für dich?

Wahrscheinlich viel mehr als für die Allermeisten. Ich kenne den ganzen Weg des Kaffees und habe unzählige Erinnerungen an viele gemeinsame Abenteuer. Ich habe Zugang zu unglaublichen Lebensgeschichten. Die spielen sich für mich in meinem Kopf ab, wenn ich einen Rohkaffee verkaufe, oder wenn ich einen unserer Kaffee trinke. Auf diese Art und Weise berührt mich Spezialitätenkaffee auf einer persönlichen, intimen Ebene.

Was ist das Verrückteste, das dir im Kaffee-Kontext je passiert ist? 

Ein Highlight war die Wanderung 2019 mit Don Martin zu seiner Finca „La Piramide“ bei Moyobamba, Peru. Wir kannten uns in diesem Moment schon gut und ich war auch vorher schon auf der Finca gewesen. Doch erst bei diesem Besuch erzählte er mir, WARUM er auf „La Piramide“ Kaffee anbaut. Es hatte 1999 in seiner alten Heimat ein Mordattentat auf ihn gegeben und noch in derselben Nacht des Anschlags musste er mitsamt seiner Familie hierhin den Bergregenwald fliehen und ein neues Leben anfangen. Wir wanderten zusammen durch strömenden Regen, er erzählte mir seine Geschichte, in meinem Kopf waren Tausend Fragen. Abends machten wir einen Kaffee am Feuer in seiner Hütte und sprachen noch lang. Am nächsten Tag durchstreiften wir die Finca „La Piramide“. Man erkennt deutlich, dass dort irgendwann eine steinerne Konstruktion gestanden haben muss. Die Finca steht auf einer Ruine aus der Prä-Inka-Zeit, deshalb heißt sie „La Piramide“. Eine wilde Geschichte über Kaffee, Dschungel, das Leben als Pionier, Armut, Kriminalität, Terrorismus, Flucht vor Gewalt, Verzweiflung und Hoffnung. Immer wieder der Start von Null. Ein Abenteuer, das man nicht selbst erleben will. Es hat mich sehr inspiriert.

Mit welchem Kaffee-Vorurteil möchtest du aufräumen?

Röstereien sollten sich über die Bedeutung und Geschichte des Wortes „Plantage“ bewusst sein und es weniger verwenden, besonders in Bezug auf peruanischen Kaffee. Diese Kaffees werden auf Fincas produziert, die sehr klein sind und seit der Agrarrevolution 1976 im Besitz der Farmer*innen liegen.

Auf welches Kaffee-Highlight freust du dich aktuell am meisten?

Die Ankunft unserer peruanischen Microlots im ersten Quartal 2022.

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