Moyobamba

Mishqui Huayo

Ein kritischer Blick auf Kooperativen

Es scheint, als würden westliche Kaffeekäufer*innen in vielen Ursprungsländern Kaffeekooperativen als Lieferanten stehts bevorzugen und privat geführten Unternehmen weniger vertrauen. Die Aufgabe, im Dickicht des Dschungels ein befriedigendes Maß an Transparenz zu erreichen, ist groß.

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Viele Kooperativen sind nur leere Hüllen, geformt um die Nachfrage nach billigem Kaffee von demokratischen Organisationen zu befriedigen. In Peru ist die Geschäftswelt sehr dynamisch, 55% der Arbeitsstellen sind aus selbstständiger Tätigkeit (vgl. Deutschland 10%). Auch im Kaffeesektor entstehen und vergehen privat geführte Unternehmen oft sehr schnell. Auf dem Korruptionsindex von Transparency International steht Peru in 2020 auf Platz 94 von 179 (vgl. Deutschland: Platz 10). Wie  können positive Perspektiven für die Kaffeeindustrie in einem Land aussehen, das traditionell von der Ausbeutung natürlicher Ressourcen lebt?

 

Kaffeekooperativen zielen oftmals auf Fortschritt durch Zertifizierungen und die Vermarktung großer Kaffeelots, um so möglichst viele Familien zu erreichen. Kleinteilige Lots von einzelnen Fincas, Farmer*innen, Varietäten oder sogar speziellen Prozessen sind mit ganz anderen Arbeiten verbunden und erfordern viel Arbeitskraft. Mit der Entwicklung des Kaffeemarktes hin zu mehr Specialty Coffee transformiert sich auch im Ursprung die Industrie. In den letzten Jahren entstehen in Peru immer mehr private Unternehmen, die mit kleinteiligen, hochspezialisierten Kaffeelots hybrid den entstehenden lokalen Markt für Specialty Coffee und ausgewählte Kundschaft aus Übersee bedienen.

Mishqui Huayo

Einer, der diese Entwicklung früh erkannte und auf sie gesetzt hat ist Jose Rolando Gonzales Diaz. Schon 2012 gründete er mit seinem Partner Rony die Marke „Mishqui Huayo“. Der Name kommt aus der andinen Quechua-Sprache, die auch im regionalen spanischen Regenwald-Dialekt viele Spuren hinterlassen hat.

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„Mishqui“ bedeutet geschmackvoll und „Huayo“ Strauch. Die Strategie des Unternehmens ist, mit einigen wenigen Farmer*innen durch intensive Betreuung und Schulung einzigartige Kaffees zu produzieren. Diese Kaffees werden in der Mini-Prozessfabrik in Moyobamba selektiert und dann je nach Auftragslage entweder als Rohkaffee verkauft (Inland oder Export), geröstet und verpackt verkauft (Inland oder Export) oder im unternehmenseigenen Kaffeebike noch in Moyobamba in Getränkeform verkauft.

Arbeit, die sich auszahlt

Wir kennen Jose Rolando schon lange. Er ist Teil der Specialty Coffee Industrie in Moyobamba, die wir intensiv kennenlernen durften. Seit 2016 verkosteten wir jährlich Kaffees von Mishqui Huayo in Moyobamba und verfolgten die Entwicklung gespannt. Lange Fermentationszeiten und trockene Aufbereitung sind riskante Unterfangen, schnell entstehen Fehlgeschmäcker und die ganze Arbeit war umsonst. In den ersten Jahren waren viele Kaffees leider noch phenolig, sauer, salzig oder schlammig in der Tasse. Im Jahr 2021 änderte sich alles.

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Die vielen Erfahrungen gipfelten endlich in den fantastischen Kaffees, die Jose Roland über Jahre erreichen wollte. Beim ersten regionalen Kaffeewettbewerb des Bundeslandes San Martin erzielten Kaffees der Farmer*innen in Betreuung von Mishqui Huayo den ersten und zweiten Preis. Was für ein Befreiungsschlag! Mit cumpa hatten wir geplant, in diesem Jahr alle unsere Microlots in der Prozessfabrik von Mishqui Huayo zu schälen, zu selektieren und abzupacken. Beim Cupping überzeugte uns Jose, auch noch Kaffees von ihm zu kaufen, produziert von den Champions der Taza San Martin.

Mutige Pioniere

Die Kaffees von Mishqui Huayo zeigen der Welt – und der Kaffeewelt in Peru – ein gänzlich neues Konzept mutiger Microlots. Die Region um Moyobamba ist nicht besonders hoch. Die Hügel starten auf 800 Metern Höhe und steigen bis auf ca. 2000m Höhe, je weiter man sich von der Stadt entfernt. In vielen Gebieten in unmittelbarer Nähe der Stadt sind Kaffeefarmer*innen hoffnungslos.

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Die Arabicas sterben unter der Hitze, den Schädlingen und allem voran wegen dem immer stärkeren Kaffeerost. Die Flächen verrotten oder werden in Reisfelder oder Rinderweide umgewandelt. Das beschleunigt den Klimwandel – auch den lokalen – noch weiter und verschlimmert das Problem der Kaffeefarmer*innen.

 

Sie zeigen außerdem Alternativen, die den meisten Leuten unrealistisch erschienen waren. Mit einem Catimor Kaffee den zweitbesten Kaffee des Bundeslandes produzieren? Check. Auf 1.350m Höhe nahe der Stadt die sensiblen Maragogipe und Caturra Pflanzen anbauen und durch einen Honey Prozess zu einem 86+ Kaffee veredeln? Check. Die erste Edition des regionalen Kaffeewettbewerbs kam für Mishqui Huayo genau im richtigen Moment. Nach Jahren der heimlichen Entwicklung abseits des Industrie-Radars spielt das Unternehmen auf einen Schlag in der Königsklasse mit und zeigt, dass kleine und mittlere Unternehmen bei der Gestaltung der Kaffeeindustrie der Zukunft sehr wohl eine wichtige Rolle spielen.