Migration March: Die Geschichte von Don Martin und La Pirámide

Don Martin at the jungle

Migration hat die Kaffeelandschaft schon immer geprägt. Sie hat auch das Leben derjenigen geprägt, die den Kaffee anbauen. Eines der inspirierendsten Beispiele ist das Leben von Don Martin, einem der ersten Partner von cumpa, dessen Finca La Pirámide das Echo von Jahrhunderten der Migration, des Kampfes und der Widerstandsfähigkeit enthält.

Das Haus eines Nachbarn von Don Martin. (2018, Peru)

Von Cajamarca in den Dschungel

Don Martin wurde in den Bergen von Cajamarca, Peru, als Sohn einer Mestizenfamilie geboren, die unter harten Bedingungen auf den in europäischem Besitz befindlichen Haziendas arbeitete. In den 1960er Jahren war dies die Realität für viele Peruaner in der Provinz: harte Arbeit für einen kargen Lebensunterhalt, mit wenig Hoffnung auf Veränderung. Doch der Wandel kam.

1969 wurde mit der Agrarreform von General Velasco Alvarado das alte koloniale System des Landbesitzes zerschlagen, indem er verkündete: „Land an diejenigen, die darauf arbeiten!“ Riesige Ländereien, die einst einigen wenigen Familien gehörten, wurden unter Tausenden von Menschen, die darauf gearbeitet hatten, umverteilt. Für Don Martins Eltern bedeutete dies eine Chance – eine, die eine beschwerliche Wanderung von der Sierra in die Selva erforderte.

Die Reise war zermürbend: ein 15-stündiger Marsch durch dichten Dschungel, Schlamm und unerbittlichen Regen, mit ihren wenigen Habseligkeiten auf zwei Esel geschnallt. Don Martin, gerade fünf Jahre alt, kam in Vista Alegre de Chingama an, wo seine Familie zum ersten Mal das Land unter ihren Füßen ihr Eigen nennen konnte.

Harte Zeiten im Dschungel

Das Leben im Dschungel war unerbittlich. Aus dem dichten Wald musste ein Unterschlupf herausgeschlagen werden. Kaffee bot eine Möglichkeit zum Überleben, aber um die Schule zu erreichen, musste man vier Stunden pro Weg laufen – und kam oft schlammverschmiert an, was nur Spott zur Folge hatte.

Hütte eines Nachbarn auf dem Weg zu Finca La Piramide (2018, Peru)

In den 1980er Jahren, als die Aufständischen des Leuchtenden Pfads das Land terrorisierten, suchte Martin Zuflucht in Lima. Dort wurde er mit einer anderen brutalen Realität konfrontiert: Ausbeutung und Obdachlosigkeit. Die Träume von einem besseren Leben in der Stadt zerbröckelten, und er kehrte mit nichts als Enttäuschung in sein Dorf zurück.

Die Kokainjahre und der Wendepunkt

Die wirtschaftliche Verzweiflung trieb viele ländliche Familien in den Kokahandel. Zunächst bot er Martins Familie genug Stabilität, um die Ausbildung ihrer Kinder zu finanzieren. Aber der Dschungel war gesetzlos – Terroristen, das Militär und kriminelle Netzwerke machten das Überleben zu einem täglichen Glücksspiel. Martin selbst erkrankte schwer und litt unter mysteriösen Anfällen, die ihn häufig bewusstlos werden ließen.

An einem Sonntag im Jahr 1999 drückte ein naher Verwandter einen Revolver an seinen Kopf und drückte ab. Dreimal ging die Waffe daneben. Martin nahm dies zum Anlass, zu fliehen. Innerhalb weniger Tage war er mit seiner Frau und seinen drei Kindern geflohen, um noch einmal neu anzufangen.

Die Geburt von La Pirámide

An einem gefährlich steilen, felsigen Berghang rodeten Martin und seine Familie das Land, um ein Haus zu bauen. Ein riesiger Felsen versperrte die einzige flache Stelle, aber Martin wandte uraltes Wissen an: Er zündete den Felsen an, übergoss ihn mit Wasser und zertrümmerte ihn innerhalb von vier Tagen. Das neue Haus, das an der Stelle des großen Felsens errichtet wurde, markierte den Beginn ihres neuen Lebens.

Dann, im Jahr 2001, entdeckte sein jüngster Sohn antike Keramiken unter einem massiven Felsen. „Eine Pyramide! Eine Pyramide! Wir leben auf einer Pyramide!“, rief er aus. Inspiriert von der Begeisterung seines Sohnes, nannte Don Martin seine Finca La Pirámide.

Bis heute bleibt die Stätte ein Rätsel. Die Ruinen passen nicht in die Geschichte der Inka und auch nicht zu den bekannten Strukturen der Chachapoya, den wilden „Kriegern der Wolken“. Im umliegenden Dschungel leben noch immer indigene Gruppen wie die Awajún und die Quichwa, doch auch ihre Geschichte passt nicht ganz zu La Pirámide. Das Land selbst flüstert Geheimnisse verlorener Zivilisationen, die für immer verloren sein könnten – wie so viele Geschichten aus dem vorkolumbianischen Peru.

Der Blick auf von Don Martin zu einem nahen Hügel. Dahinter beginnt das Amazonasbecken (2019, Peru)

Eine Geschichte, die erzählt werden muss

Als Don Martin 2018 dem cumpa-Gründer Lukas von seiner Reise erzählte, löste dies etwas Gewaltiges aus. Lukas begann, ein Buch über Don Martins Leben zu schreiben – eine Reise durch die peruanische Geschichte, Migration, Resilienz und Kaffee.

Jetzt, im Jahr 2025, erreicht das Buch seine letzten Seiten. Aber die Geschichte ist noch lange nicht zu Ende.

Feiern Sie mit uns den 60. Geburtstag von Don Martin in Deutschland. Helfen Sie uns, ihn hierher zu holen, seinen Kaffee zu trinken und seine unglaubliche Reise zu würdigen, während wir gemeinsam seine Geschichte lesen. Migration ist das Herzstück von Kaffee – und Don Martins Geschichte ist eine, die es verdient, erzählt zu werden.

Mehr darüber, wie Sie Don Martins Geburtstagswunsch erfüllen können, erfahren Sie HIER.

Don Martin (2018 Peru)

Dieser Artikel wurde verfasst von Lukas Harbig.

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