Brasilien ist das größte Kaffeeanbauland der Welt. Neben den großen Arabica Fazendas, die den globalen Kaffeemarkt bestimmen, ist das große Land auch die Heimat unzähliger kleinbäuerlichen Familien, die in Abgeschiedenheit außergewöhnliche Kaffees produzieren. In den letzten Jahren haben viele dieser Familien neue Wege eingeschlagen: Sie investieren in nachhaltige Anbaumethoden, experimentieren mit Fermentationen und entwickeln wahre Geschmackserlebnisse. Das Besondere: Sie tun das mit Coffea canephora, genau gesagt Conilon.
Unsere Arbeit fokussiert sich auf Coffea canephora, insbesondere auf die Varietät Conilon. Sie stellt neben klassischem Robusta einen eigenständigen und bedeutenden Teilmarkt innerhalb der Canephora-Gruppe dar.
Seit über hundert Jahren tragen brasilianische Produzentinnen und Produzenten maßgeblich zur Entwicklung dieser Kaffeeart bei.
Der Begriff Conilon leitet sich phonetisch von der westkongolesischen Ursprungsregion Kwilu ab. Die Bezeichnung Capixaba stammt aus der Tupi-Sprache und bedeutet wörtlich „Mais-Haar“ – ein Verweis auf die blonden Haare europäischer Migrantinnen und Migranten an der Ostküste Brasiliens. Heute wird der Begriff allgemein für die Bewohnerinnen und Bewohner des Bundesstaates Espírito Santo verwendet.
Lies die ganze Geschichte in unserem BLOG.
In diesem Blog möchten wir euch einige der Produzent*innen vorstellen, die zu BMP Farmers gehören und uns besondere Kaffees liefern. Hier erfahrt ihr die Geschichte hinter den Conilones und wie sie so einzigartig geworden sind.
Die Familie Bastianello begann ihre Reise mit Edgar und Lindaura im Jahr 1980. Anfänglich wurde Viehzucht betrieben, doch die Leidenschaft für Kaffee gewann schnell die Oberhand. Edgar war stets bestrebt, die Qualität zu verbessern, was schon 2003 zu Auszeichnungen führte. Ein wichtiger Meilenstein war 2013 mit Investitionen in Trockner und Entpulper. 2021 gewann die Familie mit einem 90-Punkte-Kaffee den ersten Platz beim Conilon Excellence Contest. Tochter Elisa studiert heute Kaffeefermentation, wodurch die Familientradition weitergeführt wird.
Die Brüder Grunewald leben mit ihren Familien nahe Alto Jatibocas und teilen eine generationsübergreifende Leidenschaft für Kaffee. Schon Großvater Fritz baute Kaffee an. Die Familie begann in den 1990ern mit dem Entpulpen von Bohnen und erzielte 1998 eine Platzierung unter den Top 20 bei einem Qualitätswettbewerb. Seit rund zehn Jahren setzen sie auch auf Conilon, wobei sie Arabica und Canephora nebeneinander kultivieren. Ihre Arbeit spiegelt die Philosophie wider: „Kaffee ist Wissenschaft, Geschichte und Zuneigung.“
Obwohl Paulo Renato Klemz eigentlich Apotheker ist, widmet er sich seit 2020 intensiv dem Kaffeebau. Auf seiner Fazenda Irlei, benannt nach seiner Mutter, modernisierte er die gesamte Infrastruktur, setzte auf Tropfbewässerung und Nachhaltigkeit. Mit Unterstützung von João Paulo Marcate begannen sie 2023 mit Fermentation, was die Qualität messbar steigerte. Heute ist die Farm nicht nur ein Einkommensträger, sondern Ausdruck unternehmerischen Geistes und Innovationsfreude.
Die pommersche Familie Köpp lebt seit vier Generationen in Itarana. João Henrique führt mit seiner Frau Carolina und den Kindern die Tradition fort. Aufgrund sinkender Arabica-Erträge begannen sie mit Conilon-Anbau. Unterstützt durch Schwester Andreia, Mitarbeiterin bei SENAR, stiegen sie 2022 in die Spezialitätenproduktion ein. Bereits 2023 erreichten sie den 4. Platz bei einem Wettbewerb, 2024 folgte der 1. Platz beim Itarana Coffee Festival – ein klarer Beweis für ihr Engagement.
Sítio Imperial, eingebettet in ein Tal mit Wasserfall, wird von José Braz Ortelan und seiner Familie bewirtschaftet. Die Kaffeeproduktion reicht bis zu Großvater João zurück. Seit 2011 konzentriert sich die Familie auf Spezialitätenkaffee, motiviert durch erste Erfolge bei Wettbewerben. Die Kombination aus wissenschaftlichem Know-how der Söhne Bruno und André sowie Erfahrung der Eltern führte zu mehreren Preisen, darunter 2024 ein Nachhaltigkeitspreis. Ihre Philosophie: Landwirtschaft als offenes Geschäft mit Hingabe.
Luciano erbte die Fazenda Bomfim und entwickelte früh eine Leidenschaft für Agronomie. Durch seine Frau Renata, die aus einer Spezialitätenkaffee-Familie stammt, wuchs sein Interesse an fermentiertem Kaffee. 2011 gründete er Sítio da Liberdade auf 1.050 m Höhe – speziell für Spezialitäten. Dank Kooperation mit dem IFES wurden neue Trocknungs- und Fermentationsmethoden eingeführt. Besonders hervorzuheben sind Mikrolots in Edelstahl-Bioreaktoren, die 2023 und 2024 Spitzenqualität erzielten. Sohn Enrico führt die Tradition an der IFES weiter.