Unser Unternehmen wurde 2018 gegründet – mit einem peruanischen Namen: cumpa steht für compañero, compadre, compatriota. Im Dschungel ist die Tradition eines Paten sehr lebendig. Ein Cumpa ist ein Freund, aber auch Familie. Uns gefiel der Name – auch aus weiteren, eher technischen Gründen. Wir hatten große Ambitionen und vertrauenswürdige Partner*innen an beiden Enden der Lieferkette. In Deutschland stand ich gemeinsam mit Co-Gründer Daniel und fünf Röstereien, die bereit waren, einen Vertrag mit unserem neuen Unternehmen zu unterschreiben. In Peru stand ich anfangs mit Jimmy – damals ein junger Geschäftsführer, der gemeinsam mit seinem Vater Don Martin, dem Präsidenten, die Kooperative Aproeco leitete. Ich hatte die beiden zwei Jahre zuvor bei einem Praktikum in Moyobamba kennengelernt.
Ich erinnere mich noch gut an ein Abendessen Anfang 2018 an einer esquina in Moyobamba. Ich beendete gerade mein Praxissemester bei der Kooperative. Vier von uns saßen beim Essen: Ich, Jimmy; Iván, ein Landwirt und hauseigener Cupper der Kooperative; und Gover, ein weiterer Landwirt und Lagerleiter der Kooperative. Wir träumten von einem Unternehmen, das mir helfen würde, zurückzukehren, in Kontakt zu bleiben mit denen, die für mich zu Freunde geworden waren – und sie eines Tages vielleicht in meine Heimat einzuladen. Und gemeinsam ein Business aufzubauen, das uns allen helfen würde zu wachsen – und dabei die Kooperative sowie ihre Produzent*innen zu unterstützen.
Ein paar Monate später verunglückte Iván bei einem Motorradunfall – nur eine Woche bevor cumpa offiziell registriert wurde. Gover arbeitet bis heute bei der Kooperative. Wir telefonieren manchmal. Die Bäume, die wir 2018 gemeinsam gepflanzt haben, sind inzwischen so hoch gewachsen, dass sie beschnitten werden müssen, um Licht hereinzulassen.
Im Laufe der Jahre habe ich mit Jimmy die meiste Zeit aus unserer damaligen Dinner-Runde verbracht. Mit Unterstützung vieler Freund*innen haben wir Ursprungsreisen realisiert und Röstereien in Peru empfangen — unterwegs durch Lima, Moyobamba, Tingo María, Villa Rica — und darüber hinaus: Berlin, Amsterdam, verschiedene Städte in Deutschland, Kopenhagen.
Als 2021 das Canephora-Projekt mit Qoffee Qulture und dem deutschen SEZ in Aproeco startete, hatte Jimmy die Leitung der Kooperative bereits an Enrique übergeben, ebenfalls Sohn eines Landwirts. Jimmy gründete daraufhin Finca Cascadas – mit cumpa als Hauptpartner.
Trotz aller Schwierigkeiten – der Pandemie, der Preisschocks nach dem Frost in Brasilien, und unseren eigenen Anfangshürden – blieben wir engagiert und verbunden.
Im Jahr 2023 wurde Jimmy zu meinem tatsächlichen cumpa – dem Paten meines ersten Sohnes.
Er reiste zur Taufe nach Barranquilla, Kolumbien. Später im selben Jahr leitete er gemeinsam mit dem cumpa-Team eine erfolgreiche Ursprungsreise in Moyobamba für zehn Röstereien aus Deutschland.
Nachdem die Gruppe abgereist war, feierten wir mit Don Martin bei La Pirámide und machten uns anschließend auf den Weg nach Villa Rica, um unsere Partnerschaft mit CEPRO Yanesha zu vertiefen. Dort besuchten wir 45 Jahre alte Canephora-Bäume und erkundeten Plantagen tief im Dschungel.
Im Jahr 2024, bei der World of Coffee in Kopenhagen, saßen Jimmy und ich auf einem Sofa in unserem Airbnb – während der Rest des deutschen Teams eigene Zimmer hatte. Ich hatte gerade erfahren, dass ich wieder Vater werde. Etwa zur gleichen Zeit wurde ich dank Geni Fundes eingeladen, als internationaler Juror beim Cup of Excellence zu dienen. Ich begann außerdem, das Potenzial von Conilon Capixaba innerhalb der Canephora-Branche besser zu verstehen.
Die Möglichkeiten in Brasilien waren spannend – aber ich konnte meine Partnerin und mein Kind nicht für längere Zeit allein lassen. Ich wollte es auch nicht.
Jimmy war der beste Mensch, den wir nach Brasilien schicken konnten. Unser Vertrauen war über Freundschaft hinausgewachsen – wir sind Familie. Nach der Ficafé im November buchten wir seinen Flug von Tarapoto, Peru, nach Espírito Santo, Brasilien. Er unterschrieb einen Vertrag mit cumpa, ausgestattet mit einer Kamera und einer Mission: neue Partner*innen treffen, lernen und uns repräsentieren.
Wir standen bereits in Kontakt mit Luisa und Derio von BMP Farmers sowie mit Lucas von der Fazenda Venturim. Als Gino von unseren peruanischen Canephora-Partner*innen von CEPRO Yanesha fragte, ob er und sein Bruder mitreisen könnten, sagten unsere Gastgeber*innen sofort zu. Flüge wurden gebucht.
Und so kamen Anfang Dezember drei peruanische Partner, Freunde und cumpas in Espírito Santo an – für ein Canephora-Abenteuer, einen Austausch von Produzent*in zu Produzent*in, und einen weiteren gemeinsamen Schritt auf unserem Weg.