Brüh wie Peruaner*in: Ponche Andino

Brüh wie Peruaner*in: Ponche Andino

Wenn Menschen an Kaffee mit Ei denken, fällt ihnen meist Vietnam ein. Der berühmte Cà phê trứng, in den 1940er-Jahren in Hanoi während einer kriegsbedingten Milchknappheit entstand, kombiniert cremiges Eigelb mit Zucker und wird über einem kräftigen Robusta-Shot serviert. Süß, reichhaltig und ikonisch – heute ist er ein fester Bestandteil der vietnamesischen Kaffeekultur.

Aber auch Peru hat seine eigene Variante – weniger bekannt, erdiger und vielleicht genauso faszinierend.

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Eine andere Art von Eierkaffee

Der peruanische Ponche con Huevo ist ein Frühstücks-Booster mit Wurzeln in den zentralen Anden. Ein frisches Ei wird – ganz, also mit Eigelb und Eiweiß – wird schaumig aufgeschlagen und in heißen Kaffee gegeben. Manchmal wird es auch mit anderen Getränken vermischt oder mit alkoholischen Mazeraten verfeinert.

Es ist halb Mahlzeit, halb Muntermacher – und zugleich ein kleiner Genussmoment. Ob früh am Morgen oder vor körperlich anstrengender Arbeit getrunken: Café con Ponche dient dazu, den Körper zu stärken und den Geist zu beleben.

Meterle Ponche

In Peru bedeutet der Ausdruck „meterle ponche“, etwas mit voller Energie, mit ganzem Willen und Herz anzugehen. Passenderweise steckt auch dieses Getränk voller Energie: nährstoffreich und kulturell aufgeladen. Ponche ist in vielen spanischsprachigen Teilen Lateinamerikas bekannt.

Eine Fusion aus der Not geboren

Café con Ponche ist ein Produkt der Fusion. Es vereint Zutaten – Kaffee, Eier, Zucker – die einst durch die spanische Kolonialmacht eingeführt wurden. Doch wie bei so vielen peruanischen Gerichten geht das Ergebnis weit über die Summe seiner Teile hinaus.

Mehr als nur ein Rezept ist Café con Ponche Ausdruck von Kreativität, Notwendigkeit und Wandlung. Ähnlich wie Chicha, das wohl ikonischste Getränk Perus, erinnert auch Ponche daran, wie die peruanische Esskultur Einflüsse aufnimmt und neu interpretiert.

Von den Anden bis zum Amazonas: Willkommen Canephora

Traditionell stammt Ponche aus dem Arabica-Gebiet der Anden – denn traditionell wurde in Peru ausschließlich Arabica-Kaffee angebaut. Doch Peru hat sich verändert. Migrationsbewegungen vom Hochland in den Regenwald haben die Kaffeelandschaften – und damit auch Aromen und Zubereitungstechniken – nachhaltig geprägt.

Canephora ist im Kommen! Einst nur rund um Villa Rica angebaut, wird diese Varietät inzwischen auch an den östlichen Hängen in tiefer gelegenen Tälern gepflanzt. Das eröffnet neue, köstliche Möglichkeiten für Café con Ponche.

Mit seinem kräftigen Körper und erdigen Charakter passt Canephora (häufig auch Robusta genannt) hervorragend in das Ponche-Konzept – besonders, wenn er im Gota-a-Gota-Verfahren zubereitet wird, einer langsamen Immersionsmethode, die sowohl in Peru als auch in Vietnam verbreitet ist.

Ein Café con Ponche aus Canephora schreibt ein neues Kapitel in der kulinarischen Geschichte Perus.

Eine offene Einladung

Wie die meisten peruanischen Rezepte ist Café con Ponche nicht in Stein gemeißelt. Es ist eine Einladung – zum Experimentieren, Anpassen und Gestalten, je nach Geschmack, Ort und Moment.

Ob du ihn mit Arabica oder Canephora trinkst, süß oder mit einem Schuss Alkohol, am Morgen oder am Abend: Ponche spiegelt die Fülle, die Herausforderungen und die Freude des Lebens wider.

Buen provecho, cumpa.


Ganzes Rezept

Zutaten:

1 sehr frisches Ei, Frisch gebrühter Kaffee, Zucker nach Geschmack

Zubereitung:

  • Das Ei (ganz – Eigelb und Eiweiß) aufschlagen und mit einem Milchaufschäumer oder Schneebesen schaumig schlagen. Ziel ist eine cremige, luftige Konsistenz.

  • Den Kaffee sehr langsam aufbrühen – traditionell mit der peruanischen Gota Gota-Methode, alternativ funktioniert auch ein vietnamesischer Phin-Filter.

  • Den Kaffee in eine Tasse geben und den Eierschaum vorsichtig obenauf löffeln.

  • Nach Geschmack süßen – und deinen Ponche Andino genießen!

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Lukas Harbig
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